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Auf zu den Sternen!

Der Onlinehändler Otto veranstaltet so genannte FuckUp-Nights. Bei diesen berichten Mitarbeiter – vom Azubi bis zum Finanzvorstand – von Fehlern, die ihnen im Unternehmen unterlaufen sind oder von großen Projekten, die mangels Erfolg gestoppt werden mussten. Was Otto damit erreichen will? Eine Fehlerkultur, die Experimente und damit auch Innovationen fördert und verhindert, dass ein einmal eingeschlagener Weg bis zum bitteren Ende gegangen wird – auch wenn eigentlich schon alle wissen, dass es nicht der richtige ist. Der Beauftragte für den Kulturwandel bei Otto erklärt: „Wir wissen nicht, wohin uns die Digitalisierung genau führen wird, also können wir auch nicht sicher wissen, welche Projekte erfolgreich sein werden. Aber wir können schneller merken, dass wir in die falsche Richtung laufen und nachjustieren.“ Wichtig dabei: Ein sachlicher Umgang mit gescheiterten Projekten und der Verzicht auf die kraftzehrende Suche nach den Schuldigen.

Auf diese Weise mit Fehlern umzugehen, hört sich einleuchtend an und ist dennoch ziemlich schwer. Unter anderem liegt das daran, dass es sich schlicht und einfach nicht gut anfühlt zu scheitern. Der Gedanke an ein verpatztes Projekt lässt unseren Puls hochjagen und die Brust eng werden. Tief in uns stecken Glaubenssätze, nach denen das Scheitern negative Konsequenzen hat, unser Ansehen und unsere Beliebtheit schmälert. Vielleicht fühlt es sich sogar an, als sei unsere gesamte Existenz bedroht.

Wichtig ist es daher, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter auch beim persönlichen Umgang mit dem Scheitern unterstützen. Und ebenso ist es für den Einzelnen von großer Bedeutung, dass er seine eigene Risikobereitschaft und Fehlertoleranz prüft, denn beides ist wichtig für die Karriere ebenso wie für das persönliche Wohlbefinden. Grundsätzlich gilt das natürlich für beide Geschlechter, insbesondere aber für das weibliche. Denn gerade Frauen hadern nach einer Niederlage mit sich. Sie geben sich selbst die Schuld und berufen sich nicht auf ein unsicheres Umfeld oder ein Risiko, das sie bewusst eingegangen sind. So erklärt Petra Scharner-Wolf, die Finanzvorständin von Otto, die selbst schon bei einer FuckUp-Night von einem schmerzlichen Misserfolg berichtet hat, in einem aktuellen Beitrag auf der Networking-Plattform Xing: „Frauen haben es oft schwer, mit Misserfolgen umzugehen und lassen sich schnell entmutigen. Männer können das besser, nehmen daraus die positiven Effekte mit und haben den Ansporn, es beim nächsten Mal besser zu machen.“ Frauen sollten den Mut haben, auch mal zu versagen – und dabei eine gewisse Gelassenheit entwickeln. Daher legt Scharner-Wolf uns den Spruch von Norman Vincent Peale, einem der Begründer des positiven Denkens, ans Herz: „Shoot for the moon. Even if you miss, you’ll land among the stars.“ Es lohne sich, Neues zu wagen, unerschrocken in ein unbekanntes Projekt einzutauchen und darauf zu vertrauen, dass man es meistern wird.

Dass Frauen das Risiko typischerweise eher scheuen als Männer, scheint ihnen übrigens geradezu in die Wiege gelegt zu werden: Schon während der Schwangerschaft sind die Eltern laut einer Studie des IZA-Instituts vorsichtiger, sobald sie wissen, dass das Baby ein Mädchen wird. Und eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass eine mangelnde Risikobereitschaft auch den Alltag erschwert: Weniger risikobereite Menschen, die alles immer perfekt absichern wollen, tun sich auch mit der Work-Life-Balance besonders schwer. Auch hier zeigte sich der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen waren im Schnitt gestresster. Gründe, sich im gelassenen Scheitern zu üben, gibt es also mehr als genug. Packen wir es an!

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Kommentar von manfred geritz |

Hoffentlich springen andere Unternehmen und Konzerne auch auf das Brett, nicht nur der Frauen wegen.