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Bessere Chefs

Bessere Chefs

Vorsicht Papageien!

Frauen sind die besseren Chefs, erklärte uns kürzlich eine Studie aus Norwegen. Nach den Erkenntnissen der Forscher zeichnen sich ein guter Vorgesetzter oder eine gute Vorgesetzte vor allem durch fünf Fähigkeiten aus: Sie müssen die Initiative ergreifen, Stress aushalten, Innovationen fördern, andere unterstützen und Ziele effektiv erreichen. Die Studie, an der 2900 Führungskräfte – darunter 900 Frauen – teilnahmen, ergab: In vier der fünf Kategorien schneiden Frauen besser ab als Männer. Sie sind klarer in der Kommunikation, offener für Innovationen, gewissenhafter und besser darin, Mitarbeiter zu unterstützen. Die Forscher raten Firmen daher, auf weibliche Chefs zu setzen.

Diese Empfehlung kann ich selbstverständlich nur unterstützen. Dennoch gibt es auch ein Aber in der Studie, das bei aller Euphorie über das gute Ergebnis nicht unter den Tisch fallen sollte. In einem nicht zu unterschätzenden Punkt waren die männlichen Chefs nämlich besser: bei der Stressbewältigung. Die befragten Frauen machten sich deutlich häufiger Sorgen als ihre Kollegen. Das schwäche ihre emotionale Stabilität, so die Forscher.

In den Berichten über die Studie wird dieser Punkt nur kurz erwähnt. Meiner Ansicht nach ist er jedoch ein ganz entscheidender Grund dafür, dass Frauen in den Führungspositionen noch deutlich in der Unterzahl sind. Denn wir Frauen torpedieren uns nur zu gern selbst – und zwar mit unseren Selbstzweifeln. In meinen Seminaren, bei denen ich auch viele Frauen in hohen Positionen erlebe, erkläre ich das so: Egal wie gut wir Frauen sind, wir haben zwei Papageien auf unseren Schultern sitzen. Der eine heißt Perfektionismus. Der andere Zweifel. Und die beiden krakeelen den ganzen Tag in unser Ohr. Papagei Zweifel tönt: „Pass auf! Dafür bist Du nicht ausgebildet.“ Oder: „Wenn Dein Chef wüsste, wie wenig Du drauf hast – er würde Dich sofort entlassen.“ Papagei Perfektionismus plappert munter dazwischen und ätzt: „Was, das soll schon alles sein?", „Wie dilettantisch ist das denn?" Und am lautesten schreit er: „Geh lieber in Deckung, bevor du Dich blamierst!“

Liebe Leserinnen, achten Sie einmal auf diese beiden lästigen Vögel. Hören Sie Ihnen bewusst zu. Und überlegen Sie dann, wie Sie mit diesem störenden Endlosgeplapper umgehen wollen. Ersetzen Sie es geduldig und immer wieder durch hilfreiche und stärkende Gedanken und lassen Sie sich dabei nicht beirren. Statt: „Das kann ich nicht“ sagen Sie sich vielleicht zukünftig: „Das wird anstrengend, aber ich werde es schaffen“. Reden Sie auf diese Weise ermutigend und anerkennend mit sich selbst. Wenn Sie merken, dass Sie sich selbst schlecht machen, nutzen Sie ein „Stopp“-Signal! Sorgen Sie gut für sich. Zeigen Sie sich jeden Tag, dass Sie sich mögen und schätzen.

Genau diesen fünften und entscheidenden Punkt der Führungskompetenzen müssen wir uns häufig härter erarbeiten als Männer. Das ist einfach so. Darüber zu jammern oder sich gar Selbstvorwürfe zu machen, hilft nicht weiter. Stärken wir uns, vielleicht auch mit der Hilfe von Coaches und Trainern, wenn sich die Papageien als allzu hartnäckig erweisen. Dann können wir Schritt für Schritt und immer öfter auch den Erfolg besser genießen, den wir aufgrund unserer vielen anderen Kompetenzen ohnehin schon einfahren.  

 

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