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Das volle Programm bitte!

Frauenförderung funktioniert hervorragend über finanzielle Anreize für Führungskräfte – das zeigt ein Artikel im „Harvard Business Manager“. Darin geht es um den stark männerdominierten Autobauer Porsche, der vor vier Jahren einen großen Schritt wagte: Die Anzahl weiblicher Führungskräfte sollte innerhalb von vier Jahren verdoppelt werden. Bis dahin war das Thema Frauen im Management eher stiefmütterlich behandelt worden, doch damit sollte nun Schluss sein. So wurde für jeden Unternehmensbereich mittels Quote festgelegt, wie viele Frauen den Sprung ins Management schaffen sollten. Ein wichtiger Punkt dabei: Die Beförderung unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit wurde an das Gehalt der Führungskräfte gekoppelt. Heißt: Sollte eine Führungskraft innerhalb eines Jahres wieder nur Männer in eine höhere Position bringen, bekommt sie am Jahresende einen geringeren Bonus.

Diesen finanziellen Dreh in der Frauenförderung nutzt Porsche nicht als einziger Autobauer. Auch Daimler geht diesen Weg schon seit einigen Jahren. Hier musste die weibliche Quote bei Beförderungen nach Rechnungen der Personalabteilung bei 35 Prozent liegen. Genau das wurde auch in die Zielvorgaben für die Bonuszahlungen geschrieben. Und auch wenn die Verknüpfung der Frauenförderung mit dem Gehalt manch männliches Gemüt hochkochen lässt, ich halte diese Vorgehensweise für goldrichtig. Schließlich schlagen sich in den Bonusvereinbarungen genau diejenigen Ziele und Werte nieder, die einem Unternehmen besonders wichtig sind. Und im Jahre 2017 sollten Chancengleichheit und Gleichberechtigung unbedingt zu diesen Zielen gehören.

Liebe Leser und Leserinnen, Sie kennen mich gut genug, um zu wissen, dass mir der finanzielle Anreiz alleine nicht ausreicht – ebensowenig wie den Automobilbauern selbst. Denn auch hier wissen die Personalexperten, dass Frauen auf dem Weg nach oben mehr Unterstützung brauchen, um die typischen Fallen für den weiblichen Führungsnachwuchs zu erkennen und zu umgehen. Der Volkswagen-Konzern entwickelt weibliche Nachwuchskräfte mit einem neunmonatigen Programm eigens für weibliche Top-Talente weiter. Daimler hat in seinem Programm für den Führungsnachwuchs ganz bewusst 40 Prozent Frauen aufgenommen. Alles in allem will Daimler den Frauenanteil in Führungspositionen bis 2020 auf 20 Prozent erhöhen.

Auch Porsche hat das Etappenziel nicht allein durch die finanziellen Anreize für Führungskräfte erreicht. Das Unternehmen bietet zusätzlich Trainings- und Coachings an, die Frauen darin bestärken, eine Führungsposition zu übernehmen. Kitaplätze wurden aufgestockt. Die Mitarbeiter können Angebote wie das Arbeiten im Homeoffice nutzen, auch Führen in Teilzeit wurde etabliert. Für Porsche ein großes Novum – aber effektiv. Hilft es doch extrem dabei, Mütter für Führungspositionen zu gewinnen. Ein Selbstläufer ist das Thema Frauenförderung aber noch immer nicht, erklärt der Porsche-Personalvorstand in dem Artikel. Er selbst trifft sich deshalb regelmäßig mit Frauen aus seinem Unternehmen, um zu ermitteln, was ihnen noch fehlt, um die Karriereleiter zu erklimmen. Der Personalvorstand von Daimler sucht darüber hinaus auch das Gespräch mit Männern, die mit der Frauenförderung hadern. Ihnen sagt er: „20 Prozent Frauen bedeutet noch immer 80 Prozent Männer. Also hört mit dem Jammern auf.“

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