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Die Macht der Bilder

Die Macht der Bilder

Eines vorweg: Ich schätze Claus Kleber als Moderator vom „heute-journal“ und halte ihn für einen guten Journalisten, der normalerweise ausgewogen und kritisch berichtet. Doch das Interview, das er kürzlich mit Maria Furtwängler führte, war kein Höhenflug des Anchormans, sondern eine ziemliche Bruchlandung.

Eingeladen war die Schauspielerin, weil sie mit der Malisa-Stiftung eine Studie auf den Weg gebracht hatte. Ausgangsfrage: Sind Frauen in der deutschen Fernseh- und Kinolandschaft wirklich seltener und einseitiger zu sehen als Männer? Das Ergebnis überraschte nicht: Frauen sind in den audiovisuellen Medien deutlich unterrepräsentiert. In filmischen Hauptrollen kommen sie nur halb so oft vor wie Männer – und das auch nur, wenn sie noch unter 30 sind. Sogar im Kinderprogramm ist das Ungleichgewicht frappierend: Hier ist nur eine von vier Figuren weiblich. So lernen schon kleine Mädchen unmissverständlich, dass wahre Helden männlich sind und Frauen meist nur hübsches Beiwerk.

Im Interview erklärte Maria Furtwängler, dass sie sich nicht länger mit dem entsprechenden „diffusen Gefühl“ zufrieden geben wollte und daher verlässliche Zahlen erheben ließ. Trotzdem unterstellte ihr Claus Kleber mehrfach, sie wolle das Publikum mit dieser „Geschlechterproporzgeschichte“ umerziehen. Furtwängler konnte noch so oft betonen, dass Absichten dieser Art ihr fern lägen – der Moderator beharrte auf seinem Vorwurf.

Er berief sich dabei auf das „feine Gespür“ der Programmmacher und dass die Zuschauer in bestimmten Funktionen womöglich eben lieber Männer sähen oder hörten. Ein Argument, das aus meiner Sicht keines ist: Denn wenn wir alles so lassen, wie es immer war, wird sich auch an dieser Gewohnheit der Zuschauer und Zuschauerinnen – und um nichts anderes handelt es sich vermutlich – kaum etwas ändern.

Die Macht der Bilder ist nicht zu unterschätzen, das sollte Kleber als Fernsehmann wissen. Sie stecken den Rahmen der Möglichkeiten ab, die Frauen für sich in Betracht ziehen. Wenn es keine starken Vorbilder gibt, an denen Frauen sich orientieren können, sondern sich ihre Rolle auf die Schöne an der Seite des Alphamännchens oder die Stichwortgeberin für männliche Experten reduziert, läuft alles weiter in gewohnten Pfaden, die völlig ausgetreten sind und wenig Raum für ambitionierte Ziele lassen.

Maria Furtwängler gibt im Interview ein schönes Beispiel: Bogenschießen sei seit dem Erfolg der „Merida“- und „Tribute-von-Panem“-Filme der am schnellsten wachsende Sport bei jungen Frauen in den USA. Das zeigt, wie Bilder und Geschichten beflügeln können. Und wie falsch Kleber mit seinen Vorbehalten liegt.  

 

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