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Digital ist besser

Digital ist besser

Kürzlich habe ich mich beim Lesen der „Brigitte“ sehr amüsiert. Porträtiert wurde Tijen Onaran, eine 32jährige Powerfrau, die sich so dringend mehr sichtbare Frauen in der Digitalbranche wünschte, dass sie gleich zwei Netzwerke gründete: „Global Digital Women“ und „Women in Digital“. Gelacht habe ich vor allem über ein zitiertes Tweet von ihr: „Ziemlich viele Typen in der Gründerszene sind der personifizierte schlechte Pitch. Protz statt Persönlichkeit, Ego statt Team und Show vor Kompetenz. Zeit, dass es mehr Investorinnen gibt!“

Ja, es wird Zeit, dass sich Frauen den Herausforderungen der digitalen Revolution stellen und mehr Verantwortung übernehmen. Warum sollten wir diese Zukunftsbranche auch allein den Männern überlassen? Natürlich ist mir klar, dass man niemandem das Interesse am Programmieren und Entwerfen digitaler Geschäftsmodelle verordnen kann. Aber machen wir uns nichts vor: In naher Zukunft werden viele traditionelle Jobs von Künstlicher Intelligenz erledigt. Neue Berufe entstehen, bei denen Software und Roboter eine große Rolle spielen. Es geht also nicht mehr nur um Neigung, sondern um die nackte Existenz. Zumal Frauen häufiger in Berufen arbeiten, die in den nächsten zehn Jahren durch Digitalisierung wegfallen könnten – und sie haben in ihren klassischen Frauenberufen weniger Ausweichmöglichkeiten als Männer. Das hat eine Untersuchung des Weltwirtschaftsforums mit Boston Consulting ergeben.

Doch die Entwicklung birgt nicht nur Risiken, sondern auch viele Chancen. „Die Digitalisierung ist für Frauen so etwas, wie es die Pille in den Sechziger Jahren war: Sie eröffnet alle möglichen Freiheiten“, sagte Sylvia Coutinho, Chefin der UBS, vor zwei Jahren auf der “Global Summit of Women“. Und tatsächlich: Der digitale Wandel ermöglicht es uns, flexibler zu arbeiten, uns online auf unkomplizierte Weise weiterzubilden und unsere ureigensten Kompetenzen für unser berufliches Fortkommen zu nutzen. Denn statt körperlicher Stärke sind heute immer mehr soziale und kommunikative Fähigkeiten gefragt. Empathie lässt sich eben nicht so leicht durch Roboter ersetzen.

Es gibt bereits Studien, die untersuchen, wie die Digitalisierung beim Schließen der Geschlechterlücke hilft. Dabei wurde deutlich: In Deutschland gibt es noch einiges nachzuholen. So sagen zum Beispiel 67 Prozent der Frauen in einer Sonderauswertung des DGB-Index, dass sich durch die digitalen Technologien nichts für sie geändert habe. Nur 22 Prozent der Frauen können Familie und Beruf dadurch besser vereinbaren. 79 Prozent geben an, dass sie kein oder nur ein geringes Mitspracherecht beim Einsatz digitaler Techniken haben. Die Folge: 52 Prozent der Frauen fühlen sich den neuen Technologien ohnmächtig ausgeliefert. Männer fühlen sich davon längst nicht so negativ beeinflusst.

Ich denke, dafür gibt es nur eine Lösung: Selbst aktiv werden und das eigene Potenzial entwickeln. Wir Frauen dürfen nicht untätig zuschauen, wie die Männer mal wieder Steuer und Schalthebel übernehmen und die Richtung vorgeben. Bilden Sie sich weiter, um auf der Höhe der Technik zu bleiben! Vernetzen Sie sich, haben Sie den Mut, über Gründung nachzudenken! Aber nicht nur die Frauen selber, auch Arbeitgeber und Staat sind gefragt, die richtigen Anreize zu setzen und zu regulieren, wo es notwendig ist. Damit wir in Zukunft aus vollem Herzen sagen können: Digital ist besser.

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