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Effektiv mit Küchenwecker

Singletasking statt Multitasking

Schnell die Mails checken, dabei telefonieren und im Hinterkopf schon über die Präsentation für den Vorstand nachdenken? Wissenschaftler, Unternehmensberater und Coaches sind sich einig: Multitasking, in dem gerade wir Frauen angeblich so gut sind, funktioniert nicht – so verlockend es sich auch anhört, mehrere Aufgaben parallel zu erledigen und damit besser den vielfältigen Herausforderungen im Job und in der Familie gerecht zu werden. Dass das Nebeneinander verschiedener Tätigkeiten keine guten Ergebnisse bringt, gilt bereits für stark automatisierte Handlungsabläufe. So haben Studien ergeben, dass die Reaktionsgeschwindigkeit eines telefonierenden Autofahrers derjenigen einer angetrunkenen Person mit 0,8 Promille entspricht. Der österreichische Neurowissenschaftler Bernd Hufnagl hat berechnet, dass im Multitasking-Modus bearbeitete Aufgaben 60 Prozent mehr Zeit erfordern und 40 Prozent mehr Fehler enthalten. Ähnlich verheerend sind die Ergebnisse, wenn wir immer wieder zwischen verschiedenen Aufgaben hin- und herspringen. Unser Gehirn ist dann ständig noch beim alten oder schon beim neuen Thema, seine Leistungsfähigkeit ist begrenzt. Wirklich gute Lösungen fallen uns nicht ein, weil wir über keine der Aufgabenstellungen intensiv nachdenken. In der Folge bleiben häufig auch echte Erfolgserlebnisse aus.

Die naheliegende und sehr wirkungsvolle Gegenmaßnahme heißt Singletasking – konsequent eine Aufgabe erledigen und sich erst dann der nächsten widmen. Das ist in vielen Jobs nicht ganz einfach oder scheint gar unmöglich, wenn zum Beispiel ständig das Telefon klingelt. Dennoch sollte jeder überlegen, ob er nicht Ruhezeiten einplanen kann, um wichtige Aufgaben zu erledigen. Möglicherweise hilft es, sich mit den Kollegen abzusprechen. Zu prüfen wäre allerdings auch, ob es uns nicht auch an Selbstdisziplin mangelt. Denn es gibt noch einen ganz anderen Grund, aus dem wir gern in die Multitaskingfalle tappen. So schüttet unser Gehirn das Glückshormon Dopamin aus, wenn es neue Reize erhält. Und dies führt dazu, dass wir ständig nach neuen Eindrücken suchen – zu einer Art Sucht nach Neuigkeiten. Neue Aufgaben, neue Informationen, neue Wahrnehmungen – all das scheint unserem Gehirn attraktiv. Verharren wir dagegen bei einer einzelnen Tätigkeit, empfinden wir diese schnell als langweilig. Nicht zuletzt, weil wir uns an schnell auf uns einprasselnde Reize gewöhnt haben.

Um der Versuchung des Hin- und Herspringens zu widerstehen, müssen wir uns selbst umerziehen und immer wieder dazu ermahnen, eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen. Ein konkreter Vorschlag dazu ist das Timeboxing, bei dem man im Vorfeld genau festlegt, wie lange man sich mit einer Aufgabe beschäftigen will. In dieser Zeit werden neue Reize und neue Ideen konsequent auf einem Zettel notiert und auf später verschoben. Ähnlich funktioniert die Pomodoro-Technik (auf deutsch: Tomaten-Technik – benannt nach einem Küchenwecker in Tomatenform). Hier stellt man den Wecker jeweils auf 25 Minuten, die man konzentriert mit nur einer Aufgabe verbringt, dann macht man fünf Minuten Pause, was gut für die Informationsverarbeitung und die Kreativität ist. Anschließend geht es in die nächste Runde. Also, liebe Leserinnen und natürlich auch liebe Leser, probieren Sie es aus! Denn damit an dieser Stelle keine Missverständnisse aufkommen: Die Küchenweckermethode ist für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet. Sie wurde auch von einem Mann erfunden, der sich damit selbst erfolgreich zum Singletasking erzogen hat.

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