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Er ist wieder hier - in meinem Revier

Sprechen Sie ein klares Machtwort

Er ist wieder hier, in meinem Revier

Kürzlich auf dem Flug nach New York war es mal wieder so weit: Mein Nebenmann nahm ganz selbstverständlich gleich beide Armlehnen in Anspruch und breitete seine Tageszeitung so aus, dass ich problemlos hätte mitlesen können. Ich fühlte mich an eine Szene erinnert, die ich kurz zuvor in der U-Bahn beobachtet hatte: Zwei Fahrgäste waren darüber in Streit geraten, dass der eine sich zu breitbeinig hingesetzt und den anderen dadurch bedrängt hatte.

Situationen wie diese haben wir alle schon erlebt und kennen den Ärger und die Wut, die solche Revierkämpfe hervorrufen. Denn um nichts anderes handelt es sich – und meist sind es Männer, von denen die Übergriffe ausgehen.

Leider ist dies auch im beruflichen Kontext zu beobachten. So berichtete mir die Mitarbeiterin eines Pharmaunternehmens von einem Kollegen, der im Labor einfach ihren Platz mitnutzte – und seine Unterlagen und Utensilien darauf ablegte. Die erfolgreiche Chemikerin fragte sich, ob es sich vielleicht nur um 'harmlose Schusseligkeit' handeln könne? Leider trifft das nur in den seltensten Fällen zu. Meistens wissen die Herren der Schöpfung sehr wohl, was sie tun.

In das Revier eines anderen einzudringen, ist eine starke, dominante Geste. In jedem Fall muss die Mitarbeiterin auf ein solches Fehlverhalten reagieren, indem sie den Kollegen zurecht weist. Denn: Lässt sie es unkommentiert, wird der Kollege das als Erfolg verbuchen: Die Frau hat sich an den Rand drängen lassen. Er wird sich fragen: Vielleicht lässt sich da noch mehr Boden gutmachen, um die eigene Vormachtstellung zu festigen? Wer dazu nur schweigt, empfiehlt sich nicht unbedingt für eine Führungsposition.

Sie sollten es auch nicht akzeptieren, wenn sich Kollegen einfach auf Ihren Schreibtisch setzen oder sich von hinten über Ihre Schulter beugen, um auf Ihren Bildschirm zu schauen. Das ist eine klare Grenzüberschreitung!
Warum tun sich gerade Frauen so schwer damit, hier ein klares Machtwort zu sprechen? Zum Beispiel: „Runter von meinem Tisch!“ Weil sie die Schuld gern bei sich suchen, weil sie glauben zu übertreiben oder nicht arrogant und unnahbar wirken wollen.

Hier hilft es, sich klar zu machen, wer eigentlich der Täter und wer das Opfer ist. Der Mann ist derjenige, der sich daneben benimmt.

Ich jedenfalls habe meinen Nachbarn im Flieger höflich, aber bestimmt gebeten, sich nicht so breit zu machen. Zwar habe ich damit wohl keinen Beliebtheitspreis gewonnen, aber ich hatte mir mein Revier zurückerobert und konnte meinen Flug entspannt genießen.

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