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Es gibt sie, die neuen Männer!

Familie gleichberechtigt leben

Es gibt sie, die neuen Männer!

Wenn sich Männer darüber aufregen, dass es keine Wickeltische in Männertoiletten gibt, wie es unlängst ein Redakteur der taz tat – ist dann nicht schon viel gewonnen? Wenn mit dem Zeitmagazin Mann eine neue Männerzeitschrift auf den Markt kommt und sich gleich der erste Artikel damit beschäftigt, dass die Politik weiblicher werden muss; wenn ein Schauspieler wie Ryan Gosling, den sowohl Männer als auch Frauen für seine Coolness bewundern, sich als Feminist bezeichnet – dann finde ich das ermutigend. Es gibt sie tatsächlich, die neuen Männer. Männer, die sich traditionellen Rollenbildern verweigern, die Familie gleichberechtigt leben wollen. Es gibt sie nicht nur in der viel beschriebenen Generation Y, sondern in jeder Altersgruppe. Sie setzen sich in ihrer Branche für die Frauenquote ein, weil sie Wert darauf legen, auch in der oberen Führungsetage mit Frauen zusammen zu arbeiten. Sie nehmen nicht nur zwei Monate Elternzeit, sondern mindestens ein halbes Jahr – nicht, um die Zeit für eine Weltreise zu nutzen, sondern um ihrer Frau zu ermöglichen, wieder in den Job einzusteigen. Weil sie keine Lust haben, den Alleinernährer zu geben, wenn ihre Frau mindestens genauso gut ausgebildet ist wie sie selbst. Gerade erst hat eine repräsentative Studie, die über 15 Jahre von der University of Connecticut geführt wurde, gezeigt, dass sich viele Männer von der Versorgerrolle erdrückt gefühlt haben.

Und doch: Noch immer fallen viele Paare, sobald sie Eltern werden, in die alten, längst überwunden geglaubten Muster zurück. Die Frau kümmert sich um die Kinder und der Mann macht Karriere. Wenn die Frau nicht zurückstecken will, muss sie in einem riesigen Kraftakt beides bewältigen: Karriere und Familie – und nebenbei am besten noch den Haushalt. Woran liegt das und was können wir tun, um den neuen Männern den Weg zu ebnen?
Unsere Gesellschaft braucht ein modernes Männerbild. Ein Bild von Männern, die auch in der Familie zupacken und – das ist ganz wichtig – dafür auch Anerkennung bekommen. Denn so lange sie vormittags auf dem Spielplatz schief angeguckt, von ihren Kumpels belächelt und von ihren Müttern bedauert werden, ist es kein Wunder, wenn sich die Männer mit der neuen Rollenverteilung schwer tun. Dasselbe gilt für die Frauen: Solange wir sie als Rabenmütter abstempeln, wenn sie viel und engagiert arbeiten, werden sie sich nicht mit der gleichen Konsequenz in den Job hängen, wie ein Mann, dem bei seinen Karriereerfolgen uneingeschränkt zugejubelt wird, ob er nun Vater ist oder nicht.

Die berufliche und private Neuorientierung gehen dabei Hand in Hand, denn moderne Familienväter sind auch im beruflichen Kontext eher bereit, Frauen zu unterstützen. Und Frauen, die von ihren Partnern unterstützt werden, können sich besser auf eine Karriere einlassen. Hinzu kommt: Wenn Frauen und Männer vor denselben Herausforderungen stehen, haben sie logischerweise auch mehr Verständnis für die Situation des jeweils anderen. Die Frau weiß dann, mit welchen Belastungen der Mann im Job zu kämpfen hat und der Mann weiß, was es bedeutet, einen Tag mit zwei kleinen Kindern zu organisieren.

So gesehen ist es nur folgerichtig, wenn sich die neuen Männer für den Feminismus engagieren. Sie haben erkannt, was Emma Watson in ihrer viel beachteten UN-Rede so formulierte: „Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist auch euer Thema.“ Denn es geht um nichts weniger als die Freiheit, so leben zu können wie man möchte – das gilt für Frauen ebenso wie für Männer.

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