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Frag doch mal den Mann!

Frag doch mal den Mann!

Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig es die Notwendigkeit von Geschlechterdiversität bisher in die Köpfe geschafft hat – noch nicht mal in die der Menschen, die politische Verantwortung tragen oder Medieninhalte mitbestimmen. Anders ist kaum zu erklären, dass Minister Horst Seehofer zu Beginn seiner Amtszeit voller Stolz ein komplett männliches Team präsentierte. Oder dass es Sendungen gibt wie „Frag doch mal die Maus“, bei denen ausschließlich Männer als Experten auftreten und nur Jungs ihr beeindruckendes Können vorführen dürfen, während die Mädchen spärlich bekleidet Rollschuhfahren und tanzen.

Ich muss zugeben, ich habe die Sendung nicht gesehen, meine Tochter ist erwachsen. Aber was die Journalistin Heike Kleen auf Spiegel Online zu der Sendung schrieb, macht mich hinreichend wütend.

Wieso wird Mädchen vermittelt, dass nur Männer so spannende Berufe wie Professor oder Hundetrainer haben können? Und warum heißt die Show dann nicht gleich „Frag doch mal den Mann“? Fällt es denn den Programmverantwortlichen noch immer nicht auf, dass es zu wenig weibliche Role Models im deutschen Fernsehen gibt?

Wie wichtig Vorbilder gerade für Kinder sind, muss wohl nicht mehr erklärt werden. Das Fernsehen hat die Chance, Mädchen und Jungen solche Identifikationsfiguren zu geben. Leider wird die Chance allzu häufig vertan. Ich habe mich schon früher zu der Studie von Maria Furtwänger geäußert, an dieser Stelle möchte ich erneut darauf verweisen: Im vergangenen Jahr ließ die Schauspielerin ermitteln, wie Frauen im deutschen Fernsehen und Kino dargestellt werden. Das Ergebnis war erschütternd, auch in Bezug auf das hiesige Kinderfernsehen: Dort ist gerade mal eine von vier Hauptfiguren weiblich. Heike Kleen liefert Beispiele: Von „Fritz Fuchs“ über „Checker Tobi“ bis „Willi Wills Wissen“ – alles Männer. Von cleveren Mädchen und Frauen kaum eine Spur.

Jungs seien der Normalfall, Mädchen die „besondere Ausnahme“, so beschreibt es die Wissenschaftlerin Maya Götz, die seit mehr als zehn Jahren zum Thema „Gender im Kinderfernsehen“ forscht. Mädchen und Frauen im Fernsehen seien hypersexualisiert und fürsorglich, Jungs und Männer aktiv und aggressiv. Und ja, Kinder wollen so etwas sehen, denn das System stabilisiert sich selbst, wie Götz erklärt: Kinder suchen nach Identitätsthemen und finden sie in Stereotype verpackt. Sie gewöhnen sich daran und übernehmen Teile davon. Die Entscheidungsträger fühlen sich bestärkt und werden auch künftig nicht von diesem Weg abweichen.

Da hilft nur eins: Mehr Bewusstsein für Gendervielfalt – und mehr Mut!

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Kommentar von Chris Ley |

Kann ich so zu 100% unterschreiben! Danke für den tollen und ehrlichen Artikel.

Liebe Grüße
Chris

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