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Frauen und Mathematik

Zahlen, bitte! – Frauen und Mathematik

Vor kurzem habe ich mir den Kinofilm „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ angesehen. Eine wunderbare Geschichte über drei schwarze Amerikanerinnen, die in den 60ern als geniale Mathematikerinnen bei der Nasa arbeiteten und deren Raumfahrtprogramm maßgeblich nach vorn gebracht haben. Ich war beeindruckt von der Stärke und Entschlossenheit dieser Frauen.
Noch heute ist es ja eine Seltenheit, dass erfolgreiche Mathematikerinnen in Erscheinung treten. Unter den 56 Wissenschaftlern, die je mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wurden, der höchsten Auszeichnung für Mathematiker, war bislang nur eine einzige Frau. Nach den Gründen für diese Disbalance forschen Wissenschaftler seit vielen Jahren.

Dabei geistert noch immer das Vorurteil herum, dass es Mädchen an Interesse für Zahlen mangele. So schrieb der Schweizer Professor für Volkswirtschaftslehre, Mathias Binswanger kürzlich in der Zeit: „Lasst die Mädchen doch mit Mathe in Ruhe“. Mit gewagtem Rückgriff auf die PISA-Studie behauptet der Herr Professor: „Mädchen haben einfach weniger Lust auf Mathematik und Naturwissenschaften, und das ist ihr gutes Recht.“ Den Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungen hält er offenbar für naturgegeben. „Freude an Naturwissenschaften und Technik lässt sich nicht künstlich herbei züchten. Entsprechende Kampagnen kann man sich sparen“, so schreibt er.

Nun, das sehe ich anders. Es gibt eine Reihe von Studien, die an der Binswanger-Theorie zweifeln lassen. So weist eine amerikanische Untersuchung nach, dass Mädchen sich schon im Alter von sechs Jahren für weniger intelligent halten als Jungen. Dies führe dazu, dass sich Mädchen für bestimmte Aktivitäten als „nicht geeignet“ sehen, weil sie denken, sie seien nicht schlau genug, beispielsweise Mathematik zu studieren. Diese Stereotype – wollen die Forscher herausgefunden haben – werden bereits in früher Kindheit verankert und später oftmals von der Gesellschaft, den Eltern und den Mädchen selbst weiter gepflegt.

Auch später, als Erwachsene, trauen sich Frauen in Sachen Mathematik weniger zu, wenn es darum geht, in den Wettbewerb mit Männern zu treten. Das haben Wissenschaftler der Universität Mannheim herausgefunden. Die Frauen wagten erst dann, einen Rechenwettbewerb anzunehmen, wenn man ihnen vorher einen Film zeigte, in dem eine erfolgreiche Frau davon sprach, sich gerne mit anderen zu messen. Eindrucksvoll ist, dass die Wirkung der Role Models den vorher recht deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern komplett aushebelte.
Das lässt die Vermutung zu, dass uns in der Mathematik vor allem nachahmenswerte weibliche Vorbilder fehlen. Die Frauen aus Hidden Figures wären solche Vorbilder. Vielleicht sollte man den Film einmal im Matheunterricht an unseren Schulen zeigen?

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Kommentar von Dr. Gabriele Frings |

Hallo Sigrid

ja, der gesellschaftliche Rollendruck für Frauen ist auch heute noch vorhanden, davon bin ich überzeugt. Außer im Fach Mathematik, so zeigen es Statistiken, sind auch in den Fächern Physik und Informatik die Frauen unterrepräsentiert. Zum Thema Mathe noch ein kleines Beispiel aus meinem privaten Umfeld: die Schwiegermutter, Jahrgang 1939, mit 20 verheiratet und ihr Leben lang Hausfrau gewesen, hat vor einigen Jahren begonnen, Sudoku-Rätsel zu lösen – und das mit einer Schnelligkeit, die uns alle verblüfft hat. Aus ihr wäre vielleicht, wenn sie gekonnt und gedurft hätte, eine gute Mathematikerin geworden.

Viele Grüße
Gabriele

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