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Lieber Bond-Girl als Mutter Teresa

Spitzenfrauen-BW | 11.06.2015

Vor kurzem erzählte der Schauspieler Ryan Gosling in einem Interview von seinem großen Vorbild: einem Onkel, der als Elvis-Imitator sein Geld verdiente. „Andere Menschen so leidenschaftlich und doch so schutzlos zu unterhalten, hat mich schwer beeindruckt.“ Noch heute eifere er diesem Onkel nach, sagt Gosling. Mit Erfolg: Inzwischen hat der Hollywood-Star sogar zum ersten Mal Regie geführt.
Es ist kein Zufall, dass ich hier ein männliches Beispiel anführe. Denn Frauen fällt es oft schwer, eine Person zu benennen, die sie im Leben weitergebracht hat. Das ist schade, denn ich bin überzeugt, dass gerade wir von geeigneten Role Models profitieren können. Sie zeigen uns sehr anschaulich, wie wir etwa als Führungskraft oder Wissenschaftlerin erfolgreich agieren. Oder wie wir Karriere und Familie unter einen Hut bekommen. Wir können uns von ihnen ganz konkrete Einstellungen und Handlungsweisen abschauen, die wir noch nicht in unserem Verhaltensspektrum haben – etwa jene, die Männer schon mit der Muttermilch aufzusaugen scheinen: Durchsetzungskraft, Eigenvermarktung und Selbstvertrauen.

Männer gehen übrigens auch effektiver mit ihren Vorbildern um. Eine Untersuchung der Unternehmensberatung Accenture hat gezeigt, dass männliche Führungskräfte ihre Vorbilder als eine Art Lebensabschnitts-Coach verstehen, der sie zu einer bestimmten Zeit weiterbringt. Auf berufliche Veränderungen reagieren sie daher auch oft ganz pragmatisch mit einem Wechsel ihres Role Models. Zudem haben sie keine überzogenen Anforderungen an sie. Frauen dagegen suchen nach Mister oder Miss Fehlerlos – die sind natürlich schwer zu finden. Außerdem halten Frauen zu lange an ihren Vorbildern fest. In der Schulzeit haben sie vielleicht Mutter Teresa bewundert. Deren Qualitäten eignen sich aber fürs eigene Berufsleben nur bedingt.

Hier sollten wir von den Männern lernen und uns für den jeweiligen Lebensabschnitt ein passendes Role Model suchen, statt ganz darauf zu verzichten. Doch genau das tun wir offenbar: In der Accenture-Studie gaben lediglich 23 Prozent der befragten Frauen an, dass Vorbilder für ihre Karriere eine Rolle spielen oder gespielt haben.

Ich kann Ihnen nur raten: Nehmen Sie sich daran kein Vorbild! Gehen Sie aktiv auf die Suche nach einem Role Model, das ihnen wichtige Impulse geben kann, wo Sie selbst noch Nachholbedarf haben. Vielleicht ist es die Kollegin, die ihre Ideen in Konferenzen so gut verkaufen kann? Oder der Manager eines Start-ups, der sie mit seinem Durchhaltevermögen begeistert? Oder aber das Bond-Girl im Kino, das seinen männlichen Gegenspieler mutig und unerschrocken außer Gefecht setzt? Bevor Sie fragen: Es darf natürlich auch gerne Ryan Gosling sein.

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