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Das Mama-Trauma

Das Mama-Trauma bei Männern

Sie wollen wissen, warum sich viele Männer ungern von Frauen führen lassen?
Gegenfrage: Wer steht schon gerne unter Mamas Fuchtel?
Ja, Sie haben richtig gehört: Es geht mal wieder um die Mütter. Davon ist jedenfalls mein Kollege, der Psychotherapeut, Coach und Managementberater Werner Dopfer überzeugt: Da das berufliche Umfeld oftmals als letzte männliche Domäne gilt, so Dopfers Argumentation, wollen viele Männer hier lieber unter sich sein und „ihr Ding machen“. Hat dann in ihrer Entwicklung die eigene Mutter auch noch eine dominante Rolle gespielt, wird eine Chefin schnell zur Projektionsfläche: Der Mann möchte sich nicht noch einmal von Mama bevormunden lassen. Dopfer spricht plakativ vom „Mama-Trauma“ – und so heißt auch sein neues Buch, das ich Männern und Frauen wärmstens empfehle.

Denn, liebe Leserinnen und liebe Leser, ich bin sehr froh, dass ein Mann ausspricht, was ich aus meiner eigenen Beratungspraxis nur bestätigen kann: Männer empfinden Frauen als unheimlich und übermächtig. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung ist aus meiner Sicht: Jungs haben bis zum zehnten Lebensjahr häufig nur Frauen um sich herum. Viele Väter sind nach wir vor mit ihrer Karriere beschäftigt. Oder sie sind nicht mehr richtig präsent, weil sich die Eltern getrennt haben. Zudem ist es eine statistische Tatsache, dass immer weniger Männer den Beruf des Grundschullehrers ergreifen. Ganz zu schweigen vom Beruf des Erziehers. Kein Wunder, sind diese Berufe doch meist schlecht bezahlt. In diesen Jahren also, in denen Kinder den Erwachsenen noch am meisten ausgeliefert sind, haben sie es hauptsächlich mit Frauen zu tun, die ihnen erklären, was sie dürfen und was nicht. In diese Kinderrolle will verständlicherweise niemand zurück.

Im Job und übrigens auch in Partnerschaften kann man nun beobachten, dass Männer auf ihre Chefinnen und Frauen mit bewusster oder unbewusster Abwehr reagieren, weil sie sich von ihnen kontrolliert und eingeschränkt fühlen. „Von der lasse ich mir gar nichts sagen“ oder „Ich mache, was ich will“ sind Äußerungen, die häufig in Männerrunden fallen. Schließlich will man hier als harter Mann und nicht etwa als Waschlappen und Frauenversteher auftreten.

Wie soll man nun im beruflichen Umfeld mit diesen Erkenntnissen umgehen?
Auch hier gebe ich dem Kollegen Dopfer recht, der sagt, das Tabu müsse gebrochen werden. Damit sich etwas ändern kann, muss Männern ihr Verhalten bewusst werden. Nur dann können sie aus der automatischen Abwehr in einen reflektierten und professionellen Umgang mit ihren Chefinnen und anderen Frauen in Machtpositionen wechseln.

Um das zu erreichen, muss in den Unternehmen offen über diese Themen gesprochen werden. Über die gemeinsamen Ziele von Frauen und Männern, aber auch über die Differenzen. Darüber, dass Männer ein großes Autonomiebedürfnis haben und sich stark durch ihre persönliche Freiheit definieren. Aber auch über den unterschiedlichen Führungsstil von Männern und Frauen, den es zweifelsohne gibt. So sind Frauen meist weniger wettbewerbsorientiert, die Kommunikation läuft partnerschaftlicher. Männer wissen häufig nicht, wie sie damit umgehen sollen, fühlen sich unwohl und reagieren über – zum Beispiel in Verhandlungssituationen, wie ein Psychologenteam herausgefunden hat. Verhandeln Männer mit einer Chefin über ihr Gehalt, agieren sie aggressiv, weil sie sich eingeschüchtert fühlen.

Patentrezepte gibt es wie so oft keine. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir Wege finden, wenn wir gemeinsam danach suchen!

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