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Networking wichtig für Karriere

huffingtonpost.de | 26.11.2015

Fragt man sich, warum Frauen nur schwer in die obersten Führungsetagen vordringen und sich dort halten können, ist eine der meist gehörten Antworten, dass sie kein funktionierendes Netzwerk haben. Entweder ist es zu klein, besteht aus den falschen Leuten oder ist nicht aktiv genug in Kommunikation und Unterstützung.

Aber mal ehrlich: Ein bisschen verwundert das schon. Privat sind Frauen geradezu Meister des nutzbringenden Netzwerkens. Ob sie eine Beziehung zu anderen Eltern oder dem Erziehungspersonal ihrer Kinder aufbauen, ob sie Mitfahrgelegenheiten für die Kids oder Familienfeste organisieren:

Frauen sind super darin, Menschen zusammenzubringen, Kontakte zu pflegen und darin, ein hervorragendes Unterstützernetz für ihre mütterlichen Aufgaben zu spinnen. Im Beruf aber scheint ihnen diese wichtige Gabe zu fehlen.

Die "Dominanz der männlichen Netzwerke"

Wer wüsste das besser als XING, das Karriereportal, das sich auf das Knüpfen von Verbindungen im Job spezialisiert hat. Nach dessen Analysen sind Frauen generell schlechter vernetzt und weit weniger aktiv. Über zwei Drittel der Premium-Mitglieder mit Bezahl-Account sind Männer.

Die sind nicht nur in der Überzahl, sondern loggen sich auch öfter ein. „Klar, weil sie nicht arbeiten", frotzeln die einen. „Das ist Teil meines Jobs und wichtig für die Karriere", argumentieren die aktiven Männer - und das zu Recht.

Ein weiteres Analyseergebnis: Frauen vernetzen sich eher mit Frauen auf gleicher Karrierestufe, während Männer sich bevorzugt mit Mitgliedern verknüpfen, die auf einem höherem Karrierelevel stehen als sie selbst.

Mehr firmeninterne Kontakte

Ebenso weisen die Netzwerke der Frauen deutlich mehr firmeninterne Kontakte auf, während Männer erheblich weitläufiger und damit deutlich karriereförderlicher agieren.

Kaum zu glauben, aber durch mehrere Studien des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) belegt: Die sogenannte „Dominanz der männlichen Netzwerke" benachteiligt Frauen stärker als die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Insgesamt haben Frauen einen ziemlichen Rückstand Männern gegenüber und sollten schnellstens damit beginnen, mehr und lukrativere Kontakte anzubahnen und zu pflegen - und das nicht nur horizontal, sondern auch vertikal in der Hierarchie.

Denn wer weiß: Vielleicht wird aus der mutigen Kontaktanfrage von heute ein Mentor und Karrierezugpferd von morgen.

Netzwerken statt nett wirken

„Sie" traut sich (noch) nicht? Am besten fängt sie kleiner an und netzwerkt sich peu à peu nach oben. Wichtig ist dabei nur, dass sie sich wirklich schrittweise Richtung Spitze orientiert und niemals vergisst, jeden persönlichen Kontakt auch zu nachhaltig zu vertiefen.

Das nötige Selbstvertrauen wächst auf dem Weg. Ohne den Karriereturbo guter Beziehungen wird es irgendwann schwierig auf dem Weg in die Führung. Je höher es hinaufgeht, desto enger wird der Korridor.

Wenn Sie eine Gebietsleiterin von insgesamt fünf Regionalverantwortlichen sind, bedeutet der Weggang des Vertriebschefs, dass sich mindestens diese fünf Leute um sein schickes Büro streiten werden - externe Bewerber nicht eingeschlossen.

Kaum ist man in der Bewerbungsrallye gleich gut wie jemand anderes, greift der Nasenfaktor - wenn die Entscheidung insgeheim nicht schon zu 80% feststeht, weil sich die Konkurrenz und die Entscheider schon kennen.

Mittendrin statt nur dabei!

Natürlich können Sie dennoch und zusätzlich ein Netzwerk pflegen, in dem für nette Menschen gegenseitige Sympathie die Eintrittskarte ist. Geht es aber um Ihre Karriere, müssen Sie strategisch denken und vor allem die Devise aus der Peugeot-Werbung beherzigen: „Mittendrin statt nur dabei!"

Bringen Sie sich ein, leisten Sie etwas für die Gruppe, beweisen Sie Tatkraft und Eigeninitiative, aber auch Loyalität. Zeigen Sie voll Selbstvertrauen innerhalb und außerhalb Ihres Netzwerks, was Sie können, was Sie geleistet haben und welche Ziele Sie verfolgen.

Das ist gut fürs Image und darüber hinaus die Basis für nützliche Synergieeffekte. Denn nur wenn die anderen wissen, was Sie vorhaben, können sie Sie auch unterstützen.

Gemeinsam hoch, als Erste oben

Leider finden viele Frauen diese Art von Beziehungen immer noch anrüchig. Einerseits wollen sie wegen ihrer Leistungen wahrgenommen, geschätzt und befördert werden. Andererseits möchten sie keiner „Seilschaft" angehören, allein, weil der Begriff so negativ bewertet wird.

„Seilschaft" klingt nach Geheimbund, nach Guerilla und Untergrund. Bei Bergsteigern ist eine Seilschaft aber etwas ganz anderes und extrem Positives. Sie dient der gegenseitigen Sicherheit, der Unterstützung der anderen beim Aufstieg und dem gemeinsamen Spaß beim Gipfelsturm.

Nur Mut also: Es gibt keinen Grund zur Zurückhaltung. Fair oder unfair sind nicht die Netzwerke, sondern die Menschen in ihnen. Und wenn Sie selbst einem angehören, haben Sie immer auch Einfluss auf sein moralisches Gebaren.

Sie werden sehen, die Mühe des Networkings lohnt - und wenn Sie es clever angehen, sind Sie als erste oben und stellen das Gipfelkreuz auf, statt immer nur die Sherpani (so heißen die weiblichen Angehörigen des weltbekannten Himalaya-Volkes tatsächlich) der Männer zu sein.

www.huffingtonpost.de

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