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Neustart mit über 40? Eine gute Idee!

Neustart mit über 40? Gute Idee!

In meinem Bekanntenkreis stehen die Zeichen auf Veränderung: Da fängt die 44-jährige Freundin noch eine Ausbildung an und büffelt jetzt zusammen mit jungen Berufsschülern für die Buchhaltungsklausur. Eine andere, auch über 40, schmeißt einen gutdotierten Job und macht sich mit einem Teeladen selbstständig – dem Risiko zum Trotz.

Was ist bloß los mit den Frauen über 40, dass sich so viele von ihnen einen Neustart wünschen?

In den USA spricht man von der Midlife-Career-Crisis und sie tritt häufiger auf, als man denkt – auch hierzulande. So zeigt eine repräsentative Wiederholungsbefragung in mehr als 12000 Privathaushalten, dass nur 8,1 Prozent der Deutschen ganz und gar zufrieden mit ihrer Arbeit sind. Die meisten sind offenbar gefrustet und wahlweise gelangweilt oder gestresst. Vielleicht passt die Tätigkeit auch nicht mehr zur inneren Einstellung oder sie ist mit den Jahren zu anstrengend geworden.

Mit dem Überschreiten der magischen 40 haben viele Frauen dann Angst, dass sie die Weichen in ihrem Berufsleben nicht mehr neu stellen können. Dabei gibt es keinen Grund zur Panik. Im Gegenteil: Eine Frau über 40 oder sogar 50 darf ruhig ein gesundes Selbstvertrauen haben, denn immerhin hat sie bewiesen, was sie kann und sie wird noch lange Jahre fit genug sein, um etwas zu bewegen. Nicht mehr blutjung zu sein, ist kein Makel, sondern ein Qualitätsmerkmal – und wenn man die Sache richtig angeht, werden das auch die schlimmsten Bedenkenträger erkennen.

Zunächst einmal sollte sich frau über ihre beruflichen Ziele und Bedürfnisse klar werden.
Oft hilft es, an die eigene Kindheit zurück zu denken, um sich selbst auf die Schliche zu kommen: Was hat einen früher begeistert? Auch Familie, Freunde oder Kollegen können Feedback geben, welche Talente sie in einem sehen. Anschließend gilt es, einen ehrlichen Realitätscheck zu machen. Zu schnell ist ein Märchenschloss auf Sand gebaut. Wer die sichere Variante möchte, dreht vielleicht erst mal nur kleine Stellschrauben, verändert die Arbeitszeit oder bewirbt sich intern auf einen neuen Posten. Wer tatsächlich etwas ganz Neues neu anfangen will, etwa den Start in die Selbstständigkeit, der braucht eine gehörige Portion Mut. Da schadet es nicht, vorher mit Experten zu sprechen, zu einer Beratung zu gehen oder ein Coaching zu machen. Vielleicht bietet sich vorher auch noch eine Fortbildung an oder es wird sogar eine Umschulung finanziert. Denken Sie aber daran, dass sich Frauen gemeinhin zu wenig zutrauen und sich noch weiterbilden, während Männer in der Zeit schon längst ins kalte Wasser gesprungen und mit Learning-by-doing ans Ziel geschwommen sind. Denn auch wenn es durchaus möglich ist, sich auch als älteres Semester nochmal umzuorientieren – bis zur Rente warten sollte man damit nicht.

Für manches mag es auch tatsächlich schon zu spät sein.
Ein Medizinstudium mit über 50 lohnt sich wohl nicht mehr – aber vielleicht geht es einem ja auch eher darum, anderen zu helfen? Dann bieten sich zahlreiche andere Möglichkeiten an. Nutzen wir sie! Denn alles ist besser, als in Stagnation zu verharren.

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Kommentar von Dr. Gabriele Frings |

Hallo Sigrid,

ein mutmachender, motivierender Beitrag, dem inneren Drang nach Veränderung nachzugehen. Und sehr hilfreich der Tipp, an die Kindheit zurückzudenken und mal in sich hinein zu horchen, was einen damals begeistert hat. Denn gerade das ist nach Überschreiten der Schwelle zum Erwachsensein bei vielen Frauen verschüttet worden, nicht zuletzt durch Einmischung des sozialen Umfeldes. Wobei mir die Frage einfällt, warum wir Frauen dieser Einmischung auch heute noch so großen Raum geben. Ja, ich habe als Schreibtrainerin den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und es keine Sekunde bereut.

Viele Grüße
Gabriele

Kommentar von Andrea Hilger |

Liebe Frau Meuselbach,

zunächst bedanke ich mich herzlich für Ihren inspirierenden Workshop im Rahmen des Frauenkarrieretages in Aachen.

Ihre Erfahrungen aus diesem Blog Beitrag kann ich aus meiner täglichen Erfahrung als Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Arbeitsagentur nur bestätigen. Viele Frauen in der Lebensmitte nutzen die Chance, sich beruflich neu auszurichten. Bei alleine über 350 Ausbildungsberufen gibt es viele Möglichkeiten, seine Talente einzubringen und sich als Fachkraft in einem neuen Bereich zu positionieren.

Herzliche Grüße sendet Ihnen, Andrea Hilger