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Schlumpfines Jobsuche

Schlumpfine und die Jobsuche

Wussten Sie, dass es ungefähr 100 verschiedene Schlümpfe gibt? Sie sind mit den unterschiedlichsten Hobbys und Talenten gesegnet und können alles tun, was sie wollen: Bogen schießen, Fußball spielen oder als Astronaut zum Mond fliegen. Schlumpfine, das einzige Mädchen unter den Schlümpfen, kann dagegen nur eins: gut aussehen und mit ihren langen Wimpern klimpern. Auf diesen pädagogisch wenig wertvollen Fakt hat kürzlich die Schweizer Genderforscherin Patricia Purtschert hingewiesen. Und die Schlümpfe sind beileibe nicht das einzige Beispiel dieser Art: So ist die Schöne bei den Barbapapas natürlich ein Mädchen, während der Erfinder, der Sportler und der Naturwissenschaftler männlichen Geschlechts sind.

Daraus können Mädchen nur den Schluss ziehen, dass ihre Aufgabe in erster Linie darin besteht, auf Männer anziehend zu wirken. Sowohl Mädchen als auch Jungen lernen, Frauen vor allem nach ihrem Aussehen zu beurteilen. Das kann sich später auch im Job auswirken, etwa wenn Personaler Bewerber und Bewerberinnen für einen Posten auswählen. Da kann das falsche Gesicht schon ausreichen, um auf dem Stapel mit den Ablehnungen zu landen.

Immer wieder wird darum auch der Ruf nach anonymen Bewerbungen laut, ohne Bild und Angabe des Namens, des Geschlechts, der Nationalität oder des Geburtsdatums. Denn auch Ältere und Menschen mit Migrationshintergrund haben es erwiesenermaßen schwerer, zum Gespräch eingeladen zu werden. In den USA ist die anonyme Form der Jobsuche längst Standard, auch in Belgien wird sie in der Verwaltung schon seit Jahren angewendet. In Deutschland dagegen sind die Arbeitgeber noch zurückhaltend. Das ist schade, denn gerade in der Praxis könnte man das Verfahren noch verfeinern und prüfen, welche Schritte wirklich mehr Chancengleichheit bringen und welche nicht. So wäre es doch zum Beispiel denkbar, auch in Vorstellungsgesprächen mit einem festen Fragenkatalog zu arbeiten, damit auch dort nicht zwischen männlichen und weiblichen Kandidaten unterschieden wird. So ginge das gesamte Auswahlverfahren wesentlich gerechter vonstatten.

Selbst wenn wir uns sicher sind, Frauen und Männer absolut gleich zu beurteilen und nicht vorurteilsbehaftet zu sein, so spielt uns das Unbewusste doch häufig einen Streich. Wir alle sind geprägt von den Stereotypen, die wir als Kinder nicht nur von den Schlümpfen übernommen haben. In Umfragen wird immer wieder deutlich, dass selbst Frauen oft davon überzeugt sind, dass Männer kompetenter oder durchsetzungsfähiger sind. Objektivität sieht anders aus. Und bei jungen Frauen wird automatisch angenommen, dass sie irgendwann Mutter werden und ausfallen. Die anonyme Suche kann helfen, solche Kriterien außer acht zu lassen und wirklich den bestqualifizierten Kandidaten bzw. die beste Kandidatin auszuwählen.

Sicherlich ist es nicht in jedem Fall möglich, ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren durchzuführen. Aber oftmals eben doch. Und Unternehmen können von einer gemischteren Belegschaft nur profitieren – nicht zuletzt auch von dem damit verbundenen Imagegewinn: Denn Chancengleichheit bei der Stellenvergabe signalisiert nach außen hin, dass die Firma auf der Höhe der Zeit ist und fortschrittlich denkt. Das kann für Bewerber – vor allem aber für Bewerberinnen – durchaus ein Anreiz sein.  

 

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