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Schöne neue Roboterwelt

Nimmt man einige kluge Menschen beim Wort, die sich mit Robotern und künstlicher Intelligenz beschäftigen, wird für uns Frauen demnächst ein goldenes Zeitalter anbrechen. So erklärte Professor Jürgen Schmidhuber auf der New-Work-Konferenz des Online-Netzwerkes Xing, dass Männer leichter durch Roboter zu ersetzen seien als Frauen. Seine Begründung: „Frauen sind universelle Problemlöser. Männer hingegen haben Inselbegabungen. Sie können nur eine Sache richtig gut.“ Und diese oftmals mit Tunnelblick ausgeübten Tätigkeiten ließen sich von Robotern leichter erlernen.

Auch Wirtschaftsinformatik-Professor Tim Weitzel ist überzeugt, dass wir Frauen vom Einsatz von Robotern profitieren werden – nämlich von solchen, die in den USA bereits zum Vorstellungsgespräch und zur Bewerberauswahl eingesetzt werden. Der Roboter, so Weitzel, entscheide nicht nach Aussehen, Nationalität oder Geschlecht, sondern nach Fähigkeit. Der Algorithmus diskriminiere nicht.

Von solchen teils launigen, teils auf spezielle Einzelbereiche bezogenen Argumenten sollten wir Frauen uns aber nicht über den Ernst der Lage hinwegtäuschen lassen. Denn die Arbeit wird insgesamt dramatisch weniger werden. So können in Zukunft sogar Ärzte, Juristen und Finanzberater durch Roboter ersetzt werden. Laut Schätzungen aus Oxford sind in den nächsten Jahrzehnten etwa 47 Prozent aller Jobs in den USA gefährdet. Am Ende dieser technologischen Revolution aber – so beruhigen sie – werde es dank mehr Effizienz insgesamt mehr Wohlstand geben.

Aber wird es auch Mechanismen geben, die verhindern, dass von diesem Wohlstand nur einige wenige profitieren? Und dass diese wenigen entgegen der – sicher nicht ganz ernst gemeinten Prophezeiung von Herrn Schmidhuber – vorwiegend männlich sind. Denn Männer beschäftigen sich stärker mit den neuen Technologien als Frauen, so dass sie sich eher für die Jobs in der Entwicklung und der Zusammenarbeit mit Robotern qualifizieren. Zudem scheuen sie den Wettbewerb weniger, sie werden härter um die verbleibenden Jobs kämpfen.

Das jedoch ist nicht die Zukunft, die ich mir wünsche. Deshalb appelliere ich an meine Leserinnen, sich gegen diese Entwicklung zu stemmen: sich entsprechend weiterzubilden und den Männern nicht resigniert das Feld zu überlassen. Noch lieber wäre es mir jedoch, wenn Unternehmen von sich aus die verbleibende Arbeit sinnvoll aufteilen würden, so dass beide Geschlechter weniger arbeiten und sich in der freien Zeit um ihre Familien und um sich selbst kümmern können. Zentrale Themen sind hier Teilzeit, Sabbaticals und Jobsharing. Sie erhöhen die Lebensqualität für alle und so stelle ich mir eine diskriminierungsfreie neue Arbeitswelt vor.

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