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Serendipity entdecken

Serendipity entdecken

Beruflicher Erfolg stellt sich ein, wenn man möglichst fokussiert und effizient arbeitet – so die weit verbreitete Ansicht, die sich immer ein wenig streng und nach wenig Spaß anhört. Sicher ist sie richtig, aber zu meiner großen Freude noch nicht die ganze Wahrheit. Es geht beim Arbeiten – gerade bei dem heute so wichtigen Thema Innovation – auch um Leichtigkeit, um spielerisches Entdecken und Kreativität. Daran erinnert die aktuelle Diskussion um Serendipity: den glücklichen Zufall, nach dem man nicht gesucht hat. Auch den sollte man im Arbeitsleben nicht unterschätzen, wie derzeit immer mehr Psychologen und Innovationsforscher betonen. Zum Beispiel die Professoren Sascha Friesike und Oliver Gassmann, die in ihrem Buch „33 Erfolgsprinzipien der Innovation“ erklären: „Innovationen sind selten das Resultat einer gezielten Suche, sondern beruhen auf dem Wahrnehmen von Möglichkeiten.“ Eines ihrer vielen Beispiele dafür: die Erfindung des Teebeutels. Um Gewicht zu sparen, versendete ein Teehändler zu Beginn des 20. Jahrhunderts Teeproben nicht in Blechdosen sondern in kleinen Seidensäckchen. Seine Kunden tauchten diese Säckchen in kochendes Wasser. Sie dachten, der Teehändler habe das so gewollt.

Der Name Serendipity ist inspiriert von einem alten Märchen aus Sri Lanka, in dem die Helden zunächst zufällige Entdeckungen machen, die erst im weiteren Verlauf der Geschichte bedeutsam werden. Ein eindrucksvolles Beispiel für das Phänomen liefert auch der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral. Nach Spaziergängen mit seinen Hunden entfernte er aus ihrem Fell immer wieder Kletten, die schließlich sein Interesse weckten. Er legte sie unters Mikroskop und sah die winzigen elastischen Häkchen, die beim Abziehen nicht kaputt gegangen waren. Er nutzte das Prinzip für den von ihm erfundenen Klettverschluss. Weitere berühmte Beispiele sind die Erfindung des Penicillins, der 3M-Klebezettel oder auch der Potenzpille Viagra - Produkte, die alle aus zunächst gescheiterten Versuchen entstanden sind. „Der eigentliche Plan ging nicht auf, dafür entstand etwas anderes, das sich für die Forscher als Glücksfall erwies“, so Wissenschaftsautor Steve Ayan in einem ausführlichen Kapitel über Serendipity in seinem Buch „Lockerlassen – Warum weniger Denken mehr bringt“.

Auch laut dem bekannten US-amerikanischen Psychologen und Unternehmensberater Daniel Goleman gilt zwar grundsätzlich: Je stärker unsere Konzentration gestört wird, desto schlechter werden unsere Leistungen zum Beispiel beim Lösen von Mathematikaufgaben. Aber: Eine offene Wahrnehmung und ein schweifender Geist verbessern unsere Leistung in allem, was von plötzlichen Geistesblitzen abhängt. Wir kommen leichter auf originelle Gedanken und unkonventionelle Lösungen. Solche Zufälle kann man natürlich nicht planen, aber man kann die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen, dass sie eintreten. Indem man für Freiräume sorgt, sich nicht zu stark auf eine Lösung fixiert, Fehlschläge gelassen hinnimmt und insgesamt darauf vertraut, dass man eine gute Lösung finden wird.

Wichtig ist dann im nächsten Schritt, diese Lösung konsequent umzusetzen. So wie die Startup-Gründerin Yara Jentzsch Dib, die ein tolles aktuelles Serendipity-Beispiel liefert. Sie wurde quasi aus Versehen zur Unternehmerin. Gerade Mutter geworden wollte sie gar keine neue Produktidee entwickeln, sondern war es einfach nur leid, ständig nach ihrem Telefon zu suchen. Deshalb befestigte sie eine Kordel an dem Hardcase ihres Smartphones und hängte es sich um den Hals. 2018 setzte ihre Firma Xouxou, mit der sie eben dieses Produkt verkauft, eine Million Euro um. Gerechnet hatte sie nicht mit dem Erfolg, aber sie er ergriff die Chance, reagierte auf die Nachfrage und machte ein Geschäft daraus.

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