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Sexismus

Sexismus? Wehret den Anfängen!

Sexismus? Wehret den Anfängen!

Frauen, die Karriere machen wollen, müssen sich nicht nur auf der Kompetenzebene beweisen. Nein, sie werden, wie meine Kollegin Marion Knaths es formuliert hat, auch „sexuell gecheckt“. Frauenfeindliche Sprüche, Witze und Anzüglichkeiten dienen dann nur dem einen Zweck: Die männlichen Kollegen testen, ob sie die Frau einschüchtern oder in Verlegenheit bringen können. Erst, wenn diese bewiesen hat, dass sie gelassen bleiben und geschickt kontern kann, wird sie im Kreis der Männer ernst genommen.

Was klingt wie ein Auszug aus Grzimeks Tierleben, ist für ehrgeizige Frauen beruflicher Alltag. Sie bekommen Komplimente für ihre Bluse, die offensichtlich eher auf das Darunter gemünzt sind, müssen sich provozierende Altherrenwitze anhören oder werden trotz ihrer Position auf ihr Aussehen reduziert. So berichtete mir eine Klientin, die als promovierte Chemikerin in einen hochkarätig besetzten Gutachterausschuss berufen wurde, dass sie vom Vorsitzenden so begrüßt wurde: „Ach, Frau G., wie nett. Da haben wir ja auch was Schönes fürs Auge.“ Sie war natürlich erstmal sprachlos. Überhaupt fehlen einem im entscheidenden Moment leider oft die Worte. Und auswendig gelernte Sprüche wirken nicht überzeugend.

Wie reagiert man also angemessen auf solche taktischen Spielchen? Denn nichts anderes sind diese sexistischen Übergriffe in Wirklichkeit. Nun, vieles läßt man am besten ins Leere laufen. So sagte mir eine Topmanagerin, Personalvorstand im Maschinenbau, dass sie sich regelmäßig anhören müsse, wie bedauernswert doch ihr Mann sei, weil seine Frau so viel arbeiten müsse. Sie ließ das einfach unkommentiert und ging darüber hinweg.

Anzügliche Bemerkungen sollte man mit einer eiskalten Abfuhr beantworten. Wer sich einem so plump annähert, versteht vermutlich keine andere Sprache als eine sehr direkte. Also keine falsche Rücksicht. Und bloß nicht verlegen Lächeln! Oder allzu lustig und keck darauf antworten – sonst hält der Mann es für ein Spiel und es wird nur schlimmer. Womöglich kommt es irgendwann sogar zu echten Handgreiflichkeiten. Wer sich dann an den Arbeitgeber wendet, trifft nicht unbedingt immer auf Verständnis, sondern erntet vielleicht sogar negative Reaktionen. Ich kann daher nur raten: Wehret den Anfängen!

Übrigens, liebe Männer: Gegen unverfängliche Komplimente ist rein gar nichts zu sagen. Wenn Sie es auch Ihrer Mutter oder Ihrer Tochter gegenüber aussprechen würden, wird sich auch Ihre Kollegin nichts dabei denken. Vorausgesetzt natürlich, es ist wirklich ehrlich gemeint.  

 

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