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Starke Vorbilder

Starke Vorbilder für starke Mädchen

Warum denken Frauen eigentlich, dass sie sich ständig erklären oder sogar entschuldigen müssen? Egal, ob sie als Mutter zu Hause bei ihren Kindern bleiben oder parallel noch Karriere machen wollen – sie stehen Rede und Antwort, wenn man sie fragt, warum. Sie erläutern weitschweifig, warum sie nicht heiraten, warum sie einen Porsche fahren oder warum sie auch als Bankberaterin gerne Blumenkleider tragen möchten. Was auch immer es ist: Frauen glauben, sich rechtfertigen zu müssen, während Männer gar nicht auf die Idee kommen würden, Erklärungen für ihre Entscheidungen zu liefern. Alles, was ihnen dazu einfiele, wäre wohl: „Weil ich es eben will.“

Natürlich fängt das Ganze schon viel früher an, wenn Frauen noch kleine Mädchen sind und lieb gehabt werden wollen. Sie lernen recht schnell, dass sie besser keine Ansprüche stellen oder ambitionierte Ziele haben sollten, die eigentlich Männern vorbehalten sind. Du willst Maschinenbau studieren? Astronautin werden? Vergiss es, das macht nur unattraktiv. Die Folge ist, dass uns bis heute Vorbilder fehlen von Frauen, die allen Hindernissen zum Trotz ihr Ding gemacht haben. Dabei gibt es sie, wir müssen sie nur finden!

Das haben sich offenbar auch die Autorinnen gedacht, die in den vergangenen Monaten ganz neue Buchtitel für Mädchen auf den Markt gebracht haben. So etwa Elena Favillis und Francesca Cavallo. In ihrem Buch „Good Night Stories for Rebel Girls“ stellen sie 100 Frauen vor, die auf ihrem Gebiet inspirierende Vorreiterinnen waren. Darunter sind bekannte Namen wir Yoko Ono, aber auch weniger bekannte wie die Seglerin Jessica Watson, die mit 16 Jahren den Erdball umsegelte. Das Buch „Galaxy Girls“ von Libby Jackson feiert 50 beeindruckende Frauen, die als Raumfahrtpionierinnen Geschichte geschrieben haben. Zum Beispiel die amerikanische Astronautin Peggy Whitson: Sie ist mit insgesamt 665 Tagen die Amerikanerin mit der längsten Gesamtaufenthaltsdauer im All und hat damit auch alle männlichen US-Astronauten übertrumpft. Hätten Sie das gewusst? Eben. Wie gut also, dass es Bücher wie dieses gibt. Sie erzählen nicht nur von den Erfolgen, sondern auch von den Schwierigkeiten, mit denen die Frauen zu kämpfen hatten. Whitson etwa wuchs auf einer amerikanischen Farm auf und verfolgte als neunjähriges Mädchen, wie Neil Armstrong auf dem Mond landete. Seit diesem Tag wollte sie Astronautin werden und sie ließ sich auch nicht davon abbringen, dass die Menschen um sie herum ihr davon abrieten, diesen Traum zu verfolgen.

Insa Thiele-Eich hatte es da einfacher: Ihr Vater Gerhard Thiele war einer von elf deutschen Männern im Weltraum. Deshalb war es für die Meteorologin immer ein greifbares Ziel, selbst Astronautin zu werden. Wenn sie sich gegen ihre Mitbewerberin Suzanna Randall durchsetzt, wird die zweifache Mutter 2020 als erste deutsche Frau ins All fliegen. Sie selbst sagt, dass es ihr wichtig sei, für andere Frauen ein Vorbild zu sein, damit sich mehr von ihnen überhaupt erst in den naturwissenschaftlichen Bereich vorwagen.

Ich halte es daher für eine fantastische Idee, Mädchen diese Geschichten zu erzählen oder zu lesen zu geben. Denn schon im Kindesalter können Vorbilder Mädchen helfen, stark und selbstbewusst zu werden. Sie lernen, einfach zu tun, was sie wollen, auch wenn andere Leute es ihnen nicht zutrauen oder es für keine gute Idee halten. Wie schön also, dass es neben den üblichen Prinzessinnengeschichten jetzt auch solche Bücher gibt, die schon kleinen Mädchen ihre Möglichkeiten vor Augen führen.

Übrigens ist es auch für erwachsene Frauen interessant, die Nase in die Bücher zu stecken und zu überlegen, was sie sich von diesen Vorbildern noch abschauen können. Zum Beispiel, sich weniger zu erklären und einfach zu machen. Wer nicht so gerne liest, kann natürlich auch auf das Kartenspiel für Feministinnen („Little Feminist Playing Cards“) zurückgreifen: Die Karten zeigen 52 Frauen, die sich gegen Geschlechterungerechtigkeit eingesetzt haben. Ebenso wie fürs Kartenspielen ist man nämlich auch für Vorbilder niemals zu alt.

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