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Teilzeit auch für Männer

Verkürzt die Vollzeit auch für Männer

Teilzeitarbeit liegt im Trend: Immer mehr Menschen entscheiden sich, ihre Stundenzahl im Job zu reduzieren. Waren es vor zwanzig Jahren noch 24,2 Prozent Beschäftigte in Teilzeit, so sind es heute bereits 39 Prozent. Das sind mehr als 10 Millionen Arbeitnehmer – und zum großen Teil Frauen. Denn der Trend geht derzeit noch an den Männern vorbei. Nur knapp zehn Prozent der erwerbstätigen Männer in Deutschland arbeiten in Teilzeit.

Das liegt nicht allein daran, dass es viele Männer nicht mit ihrem Rollenmodell vereinbaren können, weniger zu arbeiten – und damit auch weniger zu verdienen. Im Gegenteil: Etwa die Hälfte der Väter würde sich wünschen, im Job kürzer treten zu können und mehr Zeit für ihre Familie zu haben. Dabei spielt allerdings längst nicht jeder Arbeitgeber mit.

So urzeitlich es anmutet: Gesellschaftlich ist es bei uns längst nicht akzeptiert, dass auch Väter beruflich zurückstecken. Gerade Industrieunternehmen, so hat es der „Spiegel“ recherchiert, tun sich schwer, auf Wünsche nach mehr Work-Life-Balance flexibel zu reagieren. Immerhin hat die IG Metall im Sommer angekündigt, kürzere Arbeitszeiten erkämpfen zu wollen: So sollen die Arbeitnehmer, wenn sie privat mehr Zeit benötigen, etwa um Kinder oder kranke Angehörige zu betreuen, ihre Arbeitszeit auf 28 Stunden herunterfahren können – allerdings nur für maximal zwei Jahre. „Verkürzte Vollzeit“ nennen sie Gewerkschaftler das etwas beschönigend – wohl auch im Hinblick auf die Arbeitgeber, die alles andere als begeistert sind von dem Ansinnen.

Während Männer derzeit noch in der Vollzeitfalle sitzen, arbeitet fast jede zweite angestellte Frau in Teilzeit. Dadurch fällt sie weiter hinter die Männer zurück, sowohl was ihre beruflichen Perspektiven als auch ihre Rente betrifft. Und: Haben die Frauen ihre Arbeitsstunden erst einmal reduziert, finden sie so schnell nicht mehr aus ihrer Teilzeit heraus.

Letzteres wollte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles mit einem Gesetz zum Rückkehrrecht in Vollzeit beenden. Stattdessen wurde Ende April der Gesetzentwurf beerdigt, zum Ärger der Ministerin. Hier wurde ein wichtiger Schritt vertan! Die Aussicht, die Arbeitsstunden womöglich nicht mehr aufstocken zu können, schreckt nicht zuletzt auch Väter ab, die mit Teilzeit liebäugeln. Und damit sinken auch die Chancen, dass ihre Frauen wieder mehr arbeiten können.

Dabei sind die Bedingungen für Teilzeitarbeiterinnen alles andere als rosig. Die Frauen müssen oft nicht nur in weniger Stunden mehr Arbeit erledigen bei verschwindend geringen Aufstiegschancen, sie müssen auch zuhause mehr leisten. In einer aktuellen Studie der Zeitschrift „Brigitte“ wird das besonders augenfällig: Nur jede vierte Teilzeitarbeiterin ist demnach mit mit ihrer Lebenssituation zufrieden. Die Frauen hadern mit ihrem Einkommen, welches lediglich 49 Prozent von ihnen angemessen erscheint. Über 70 Prozent der Teilzeit arbeitenden Frauen sagen zudem, sie erledigten den Löwenanteil der Hausarbeit sowie gegebenenfalls der Kinderbetreuung, obwohl sie mit einem Partner zusammenleben.

Solange nicht mehr Männer in Teilzeit arbeiten, wird sich an diesen Bedingungen nichts ändern. Lasst uns also darüber reden, wie Teilzeit auch für sie – endlich! – realisierbar wird.

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