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Vorsicht - bissige Kollegin!

Stutenbissigkeit

Vor kurzem erst ist es wieder passiert: Eine Politikerin wird von ihrem Parteikollegen als „große, süße Maus“ bezeichnet und macht das publik – bekommt aber von einflussreichen Frauen in ihrer Partei keine Unterstützung. Im Gegenteil: Einige der Frauen spielen die Sache sogar herunter und greifen die mutige junge Politikerin ihrerseits an. Sie werfen ihr vor, mit dem Vorwurf nur Aufmerksamkeit auf sich lenken zu wollen.

Mir fällt da sofort der unschöne Begriff Stutenbissigkeit ein.
Das Wort ist angelehnt an das Verhalten von Stuten, die um die führende Position in der Herde kämpfen. Ob sie dabei so intrigierend und hintertückisch vorgehen, wie manche Frauen, die von Neid und Eifersucht getrieben sind, darf bezweifelt werden. Einen männlichen Kollegen an sich vorbei ziehen zu lassen, ist schlimm genug und tut weh. Bei einer Frau aber ist es doppelt schlimm, denn hier ist der Vergleich für eine Frau direkter. Besonders erbittert werden Frauen bekämpft, die vermeintlich hübscher sind als man selbst. Das hat eine niederländische Studie aus dem Jahr 2012 ergeben. Offenbar befürchten Frauen, dass eine attraktive Frau bei den männlichen Kollegen besser ankommt – und liegen damit vermutlich goldrichtig.

Nun könnte man mir entgegen halten, dass Stutenbissigkeit nur ein Klischee sei, das gegen Frauen verwendet werde. Doch es ist längst wissenschaftlich nachgewiesen, dass es diese Zickenkriege wirklich gibt. 2011 veröffentlichte Daniel Balliet von der Universität Amsterdam eine Metastudie zur Kooperation, für die insgesamt 272 Untersuchungen der letzten 50 Jahre mit knapp 32000 Teilnehmern aus 18 Ländern ausgewertet wurden. Das Ergebnis: Männer arbeiten besser mit Männern zusammen als mit Frauen. Das Erstaunliche ist: Auch Frauen kooperieren besser mit Männern als mit ihren eigenen Geschlechtsgenossinnen.

Wenn es darum geht, weibliche Konkurrentinnen zu vergraulen, gehen Frauen subtiler vor als Männer.
Die tragen ihre Konkurrenzkämpfe meist direkt miteinander aus, während Frauen eher hinter dem Rücken der Rivalin agieren. Sie haben nämlich nicht gelernt, offen miteinander in Wettbewerb zu gehen. Schon in der Kindheit wurden sie eher dazu angehalten, sich gut mit anderen zu vertragen und enge Netzwerke zu knüpfen. Und so ignorieren sie zwar die Kollegin, hetzen andere gegen sie auf oder verweigern die Unterstützung wie im eingangs beschriebenen Fall. Der Bekämpften gegenüber lassen sie sich aber nichts anmerken und tun so, als sei alles in bester Ordnung zwischen ihnen. Sprich: Hier wird mit äußerst unfairen Mitteln gekämpft.

Natürlich gehört Rivalität zum Berufsleben dazu. Aber wir sollten lernen, offener und geradliniger miteinander umzugehen. Bevor frau über das Auftreten einer Vorgesetzten klagt oder über eine Kollegin lästert, lohnt sich eine ehrliche Selbstbefragung: Steckt dahinter vielleicht auch eine Portion Neid oder Unsicherheit? Wenn wir es schaffen, der Anderen ihren Erfolg zu gönnen, profitieren wir auch selbst davon. Denn so haben wir den Blick frei, um uns etwas von ihr abzuschauen und zu lernen, welche Ziele wir noch ansteuern wollen.

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