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Zurück in die 50er?

Im New York der 50er Jahre war eine lustige Frau ein Skandal – zumindest dann, wenn sie auf einer Bühne stand. Das führt uns die preisgekrönte Netflix-Serie „The Marvellous Mrs. Maisel“ vor Augen, in der eine junge Frau aus bourgeoiser Familie fest entschlossen an ihrem Durchbruch als Stand-up-Comedienne arbeitet. Die Serie hat ein Vorbild aus dem echten Leben, die amerikanische Komikerin Joan Rivers. Ebenso wie die Heldin der Serie (Midge Maisel) kämpfte sie mit viel Humor und Mut gegen die einengende Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter, ebenso wie gegen das Bild des schönen Vorzeigepüppchens, das weder Schimpfworte benutzen noch über Sex reden darf. Ebenso ging sie gegen das Vorurteil an, dass Frauen nicht lustig sein können. „Männer behaupten, dass nur Männer lustig sind“, sagt Midge Maisel in der Serie bei einem ihrer Auftritte. In einer anderen Szene lässt der Besitzer eines Comedy-Clubs sie zunächst nicht auf die Bühne, weil er überzeugt ist, dass eine Frau nicht gleichzeitig hübsch und lustig sein kann.

Aktuell gibt es eine Studie, die zeigt, dass das New York der 50er Jahre gar nicht so weit weg von unserer heutigen Realität ist. So weist die Untersuchung einer Forschergruppe aus den USA darauf hin, dass es lustige Frauen im Arbeitsleben schwer haben. Konkret wurde die Wirkung von Bewerbungsvideos von Männern und Frauen untersucht. Jeweils ein Mann und eine Frau (beide mit dem Namen Sam) hielten darin eine humorvolle und eine ernsthafte Präsentation. Das Ergebnis: Die humorvolle Präsentation des männlichen Bewerbers kam besser an. Sie wurde als lehrreicher beurteilt als die ernsthafte. Bei der weiblichen Person war es genau umgekehrt. Und während der lustige männliche Sam als selbstsicher, erfolgreich im Beruf und wichtig für das Unternehmen eingeschätzt wurde, galt die lustige Präsentation bei der weiblichen Sam als Zeichen von Unsicherheit. Laut den Studienautoren könnten diese Ergebnisse darauf hinweisen, dass unsere Wahrnehmung nach wie vor von Stereotypen bestimmt wird. Diese bewirken, dass wir Männer grundsätzlich kompetenter einschätzen als Frauen – eine Neigung, die ich zwar nicht gutheiße, aus meiner täglichen Beratungspraxis jedoch bestätigen kann.

Aber was fangen wir mit dieser Erkenntnis an? Meiner Ansicht nach sollte sie auf gar keinen Fall dazu führen, dass Frauen nur noch bierernste Präsentationen halten und sich zum Lachen auf die Bürotoilette zurückziehen. Vielmehr sind die Studienergebnisse einmal mehr ein Anlass dazu, unsere Vorstellung von erfolgreichen Männern und erfolgreichen Frauen zu überprüfen. Warum gehen wir davon aus, dass ein zu Scherzen aufgelegter Mann besonders kompetent ist und eine Frau mit humorvollen Bemerkungen lediglich ihre Schwächen überspielt? Warum lachen wir eher, wenn ein Mann einen Witz macht – häufig sogar dann, wenn er zu Lasten von uns Frauen geht? Ich jedenfalls möchte Frauen auch weiterhin ausdrücklich zu einem guten Humor ermutigen und zu Schlagfertigkeit – gerade auch gegenüber Männern, die Frauen im Unternehmen noch immer als schmückendes Beiwerk betrachten und in unserer Gesellschaft völlig unpassende Herrenwitze zum Besten geben. Apropos Witze, kennen Sie eigentlich schon meinen Lieblingswitz? „Herr …, wissen Sie eigentlich, was eine Frau macht, wenn ihr Mann im Garten Zickzack läuft?“ – „Nein? Ganz einfach: nachladen.“

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